Man hat mehr Energie, als man denkt Münchens „Puck“ Shawn Throop vom Bayerischen Staatsballett im Interview über „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier

Puck Shawn Throop

Der aus dem Nebel kam: Puck ist ein sinnlich-verwirrender Elf, typgemäß besetzt mit Shawn Throop. Foto: Wilfried Hösl

Puck ist eine besondere Rolle: wild, frech, hinterfotzig (wie man in Österreich sagt). In der Choreografie von John Neumeier, die 1977 nach dem Stück „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare entstand (mit der Bühnenausstattung von Jürgen Rose), hat Puck akrobatische, lyrische und auch überraschend schauspielerische Höhepunkte. Shawn Throop tanzt den Puck in einer der Festtagsvorstellungen am 28.12.14: in der Abendvorstellung im Münchner Nationaltheater. Sein Kollege Ilia Sarkisov tanzt alternierend die Rolle ab dem 21.12.: mehr sportlich-tollpatschig statt, wie Shawn Throop: erotisch-schelmisch.

Shawn Throop ist Puck

Shawn Throop: Jung, fleißig, sexy – ein optimaler Puck im „Sommernachtstraum“ gen Jahresende in München. Foto: Sascha Kletzsch

Ballett-Journal: Der Puck, der Gehilfe des Elfenkönigs in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier, ist eine tolle Rolle, aber er ist kein Prinz oder gar ein Danseur noble. Macht es gerade deshalb Spaß, ihn zu tanzen?

Shawn Throop: Es ist eine wundervolle Rolle, die mir besonderen Spaß macht, weil es eine Doppelrolle ist. Ich tanze ja sowohl den smart-glatten Charakter des Hofmeisters Philostrat als auch den unschuldig-schelmischen Puck. Man hat im Ballett wirklich selten eine Partie mit solcher Bandbreite! Ich passe sehr gut als Puck, weil ich kein typischer Prinz bin. Aber auch Philostrat hat seinen besonderen Reiz: Er hält sich den anderen Personen im Stück gegenüber für überlegen – und auch das macht viel Spaß zu spielen.

Ballett-Journal: Wer hat Sie für diese Bühnenauftritte vorbereitet? Brauchten Sie etwas Starthilfe, um zu verstehen, wie Puck agiert und reagiert?

Shawn Throop: Ich habe die Rolle zuerst mit Janusz Mazon gelernt. Nach der Premiere war Ivan Liška der Ballettmeister für den Puck. Ich habe außerdem eine Menge verschiedener Videos von verschiedenen Tänzern als Puck gesehen, und ich konnte von allen etwas lernen. Ich glaube aber, dass ich die meisten Informationen und Ideen doch von Janusz Mazon bekam, als er das Stück hier einstudiert hat.

Shawn Throop als Puck in München

Shawn Throop hat hier eine Doppelrolle zu tanzen: als smarter Hofmeister und als irrwischiger Puck. Foto (bearbeitet): Wilfried Hösl

Ballett-Journal: Sie haben viele ungewöhnliche Interaktionen mit den anderen Personen im Stück. Haben Sie eine Lieblingsszene?

Shawn Throop: Ich teile viele Momente mit Oberon, dem Elfenkönig, und das sind auch meine Lieblingsszenen. Da ist dieser Moment im ersten Akt, wenn Oberon entsetzt von der Bühne abgeht, nachdem er entdeckt hat, dass Puck einen Fehler gemacht hat. Wenn Oberon abgeht, gehe ich vor zur Rampe und mache ihn nach. Ich muss dann aber schnell wieder normal sein, wenn er sich umdreht und mich ansieht. Das ist eine Kleinigkeit, aber das komödiantische Timing bringt mich innerlich immer zum Lachen. – Und dann ist auch das Ende des vierten Aktes ganz großartig: wenn ich die vier schlafenden Liebhaber neu arrangiere. Das ist anstrengend, macht aber total viel Spaß!

Ballett-Journal: Sie sind aus Kanada. Mögen Sie mir etwas über Ihre Ausbildung erzählen? Vielleicht hatten Sie einen Lehrer, dessen Unterricht noch immer hilfreich für Sie ist?

Shawn Throop: Ich besuchte die National Ballet School of Canada, und Alexander Gorbatsevich war täglich mein Lehrer, viele Jahre lang. Wann immer unsere Klasse über Erschöpfung klagte, sagte er: „Ihr habt mehr Energie, als ihr denkt!“ Ich erinnere mich nicht jedes Mal wörtlich daran, aber eigentlich beherzige ich das täglich. Vor allem beim wichtigen Anfang von Pucks Solo im ersten Akt vom „Sommernachtstraum“.

Ballett-Journal: Darf ich fragen, wie alt Sie sind?

Shawn Throop: Ich bin 23 Jahre alt.

Shawn als Puck

Puck flirrt über die Bühne, ein unfasslich hübscher, gar nicht festgelegter Waldgeist mit unendlich viel Energie, sodass man manchmal denkt, er könne fliegen: Shawn Throop beim Bayerischen Staatsballett. Foto (bearbeitet): Wilfried Hösl

Lesen Sie hierzu bitte auch die ausführliche Reportage über die Inszenierung:

http://ballett-journal.de/windiger-weltenwechsler-frivoler-frechdachs/

Vorstellungen gab es am 21., 25., 28.12. (zwei Mal) im Nationaltheater München

Aktuelle Vorstellung: 24. April 2015

Zum letzten Mal in dieser Saison wird der „Sommernachtstraum“ am 7. Juli 2015 in München getanzt!

www.staatsballett.de

UND BITTE SEHEN SIE HIERHIN: www.ballett-journal.de/impresssum/

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