Ein Meisterballerino mit besonderen Aufgaben Michael Banzhaf nahm beim Staatsballett Berlin seinen Bühnenabschied – und wurde, etwas spät, danach zum Kammertänzer geadelt. Berlin sollte seine Preispraxis überdenken...

Michael Banzhaf wird verabschiedet

Michael Banzhaf winkt seinem Publikum zu – nach dem Festakt der Ernennung des Künstlers zum Berliner Kammertänzer. Kam nur einige Jahre zu spät, die Ehrung… Foto: Gisela Sonnenburg

Noch einmal genoss er den Rausch einer großen Vorstellung. Noch einmal spielte er auf einem leibhaftigen Cello (von einer Tänzerin verkörpert), noch einmal rang er tänzerisch um Werk und Leben. Michael Banzhaf, 39 und Solist beim Staatsballett Berlin (SBB), nahm so grandios seinen offiziellen Bühnenabschied: in der Partie als Johann Sebastian Bach in Nacho Duatos choreografischem Biopic „Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere“. In edeldunklem Barockoutfit, mit Halsbinde und Puderperücke war Banzhaf trotz des Kostüms ganz er selbst, für das geübte Auge auf den ersten Blick zu erkennen, in jeder Silhouette, jeder Bewegung ein Typ. Banzhaf, ein Meisterballerino: weiche, geschmeidige Bögen ergibt sein Körper im Tanz, gekürt von lieblichen Kopfneigungen, ergänzt von einer ausdrucksstarken Gestik. Ein Augenschmaus – und backstage ist er auch noch ein richtig netter Kerl. „Wir werden ihn vermissen“ – diesen Satz hörte man ihm zu Ehren in letzter Zeit häufig. Standing ovations und einen Jubelsturm bekundete ihm das Publikum denn auch am 1. März 2017 in der Komischen Oper nach der Vorstellung von „Vielfältigkeit“, und in einem feierlichen Akt auf offener Bühne wurde Banzhaf vom Berliner Staatssekretär für Kultur und Europa, Torsten Wöhlert, zum Kammertänzer ernannt. Ein glanzvoller Abend!

Und vielleicht einer mit Folgen. Denn Wöhlert sagte in seiner Ansprache den bemerkenswerten Satz: „Dem Land Berlin und dem Senat hätte diese Ehrung vielleicht auch ein bisschen früher einfallen können.“

Damit hat er ja so Recht! Danke für das offene Wort! Tatsächlich gibt es in Berlin eine seltsame Schieflage. Die will mal erklärt sein.

Anders als etwa in Stuttgart, wo die Kammertänzer (wie auch allerorten die Kammersänger) sinnvollerweise auf dem Höhepunkt ihrer Karriere mit dem Titel „geadelt“ werden, ist die Verleihung in Berlin zu einer Versüßung des Abtanzens von der Bühne verkommen.

Danach sind die Geehrten zwar Kammertänzer, aber keine Tänzer mehr. Das ist schon absurd und sollte zu keiner festen Tradition werden.

Michael Banzhaf wird verabschiedet

Torsten Wöhlert, Berliner Staatssekretär für Kultur und Europa, ernennt Michael Banzhaf zum Kammertänzer. Besser spät als nie! Foto: Gisela Sonnenburg

Insgesamt wurden sowieso nur vier Künstler und eine Künstlerin in den zweiundzwanzig Jahren seit 1995 (seit der Einführung dieses Titels für Tänzer in Berlin) zu Berliner Kammertänzern ernannt:

Oliver Matz (1995), Raffaela Renzi (1995), Gregor Seyffert (1999), Vladimir Malakhov (zu seinem Bühnenabschied 2014) und jetzt Michael Banzhaf (ebenfalls zum Abschluss seines Tänzerlebens).

Drei der vier gekürten Herren sind zudem Deutsche, und das, obwohl Deutsche im Profiballett in Deutschland deutlich zu einer Minderheit zählen.

Das riecht wirklich nicht gut.

Berlin scheint da irgendwie falsch gepolt: Große Künstler sollte man gerechterweise unabhängig von ihrer Nationalität sowie während ihres Höhepunkts im Karriereverlauf ehren. Und nicht nach volkstümelnden Kriterien – noch rückwirkend, wenn ihre Karriere beendet ist.

Von daher wären Elisa Carrillo Cabrera und Mikhail Kaniskin gerechterweise die nächsten Anwärter.

Sie haben seit vielen Jahren das Staatsballett Berlin geprägt, im modernen wie im klassischen Tanz, einzeln wie als Paar, mit unerhört großem Facettenreichtum – und beide bieten, auf unterschiedliche Weise, ein jeweils einzigartiges, hochkarätiges Flair, das jede Vorstellung mit ihnen zu einem Fest macht.

Zwei Choreografen - ein Abend.

Mit den beiden wäre eine Doppel-Auszeichnung zu Kammertänzern ein schöner Coup: Elisa Carrillo Cabrera und Mikhail Kaniskin.  Hier ein Faksimile von Gisela Sonnenburg von der Homepage des SBB

Und: Beide denken noch nicht ans Aufhören mit dem Tanzen, suchen sich aber auch nicht – wie andere Stars vom SBB – in anderen Compagnien und auf ständigen Auswärtsgalas ein zweites und drittes lukratives Standbein. Es wäre gerade an der Zeit, ihre Treue zu Berlin mal zu belohnen.

Nadja Saidakova hingegen, die schon vor Jahren mal hätte ausgezeichnet werden müssen, weil sie lange Zeit eine auch im internationalen Vergleich wirklich außergewöhnliche Primaballerina in Berlin war, wird im Mai 2017 ihre Abschiedsvorstellung geben. Auch für sie käme ein Tänzerehrentitel jetzt zu spät, um nicht grotesk zu wirken. Sie ist faktisch schon keine Tänzerin mehr, schon eine – sehr begabte – Ballettmeisterin.

Bei Beatrice Knop, die letztes Jahr den Beruf wechselte, hat man die Gelegenheit einer rechtzeitigen Würdigung ebenfalls verpasst. Immerhin blieb sie dem Haus erhalten, indem sie jetzt als Produktionsleiterin tätig ist.

Natürlich kann nicht jeder Tänzer, der mal angenehm auffiel, gleich zum Kammertänzer ernannt werden. Aber alle zwei bis vier Jahre sollte eine solche Auszeichnung doch vergeben werden können.

Zum Vergleich: Berliner Kammersänger gibt es vierzehn Stück an der Zahl seit 1962, also im Durchschnitt alle vier Jahre einen neuen.

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Michael Banzhaf live in einem seiner schönen Sprünge – sein erfrischendes Grand jeté hat den Charme der kontrollierten Freude. Foto: Sandra Hastenteufel

Bei Kammertänzern in Berlin liegt der Schnitt der Preisjahre bei fünfeinhalb, aber: Sänger singen fast ihr ganzes Leben lang, während Tänzer alle paar Jahre ausgewechselt werden. Spätestens mit Anfang 40, wenn Sänger noch mal so richtig durchstarten, scheiden Ballettprofis aus dem Tanzberuf aus. Insofern müsste die Quote für Tänzer deutlich besser liegen als bei den Sängern.

Die schlechte Planung der Preisvergaben liegt derweil beim Staatsballett Berlin selbst begründet, denn von dort kommen die Anregungen und Bitten an die Politik, tätig zu werden.

Es wird Zeit, dass die Politik auch mal auf andere Hinweise hört!

Aber vielleicht ist ja jetzt Land in Sicht, vielleicht werden demnächst auch mal wieder nicht-deutsche TänzerInnen vom SBB zu Kammertänzern ernannt.

Möglicherweise wird das „Ehrenlametta“ künftig generell ein wenig großzügiger und vor allem rechtzeitiger (!) verliehen als bisher.

Klaus Lederer von den Linken als neuer Berliner Kultursenator – er könnte hier zur Normalisierung einer Situation beitragen.

EINE NORMALISIERUNG WÄRE EINE AUFGABE AUCH FÜR DIE POLITIK

Michael Banzhaf freut sich indes zurecht über die hohe Auszeichnung, er hat sie durchaus verdient und hat nun, kurz vor dem Ausscheiden aus der Balletttruppe, noch etwas, woran er sein Mütchen kühlen kann.

„Es ist für mich auch eine schöne Erfahrung, dass mir alle hier die Auszeichnung so von Herzen gönnen“, sagt Banzhaf. Und er weiß, dass sowohl sein Lebenswerk als auch seine Treue dem SBB gegenüber damit belohnt werden.

Zumal er als einfacher Solist nie so gut bezahlt wurde wie ein Erster Solist.

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In der „Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere“ tanzte Michael Banzhaf an manchen Abenden auch mit Polina Semionova, die im Januar 2017 ihr erstes Kind bekam und darum am 1. März noch nicht wieder mittanzte. Foto: Fernando Marcos

Dabei hat er Hauptrollen zur Genüge getanzt, manchmal sogar die Prinzenrollen, etwa als junger Tänzer im „Nussknacker“ von Patrice Bart – und später in Angelin Preljocajs atemberaubendem Ausnahme-Ballett „Schneewittchen“. Er war ein liebenswerter Prinz, einer ohne Allüren, einer, den man ohne Umschweife gern zum Märchenprinzen schlechthin ernannt hätte. Ich hätte ihn mir auch als Romeo oder Siegfried vorstellen können – aber dafür gab es im starken Berliner Staatsballett eben auch viele andere Kandidaten.

Dennoch hatte Banzhaf eine Befähigung zum Charakterdarsteller, die ihn im Berliner Tänzerkreis einmalig machte.

Das zeigte sich auch bei komischen oder bizarren Rollen. Seine Madge in „La Sylphide“ – das ist die böse Hexe darin – war nämlich unübertrefflich!

Und seine Drosselmeiers – in gleich zwei Inszenierungen vom „Nussknacker“ – hatten so viel Charme und Gutherzigkeit, dennoch auch Schabernack und List, dass man schon wegen Michael Banzhaf gern in die Vorstellungen ging.

In den neunzehn Jahren seiner Laufbahn als Tänzer kamen denn auch wirklich viele wunderbare Abende zusammen. Zumal Banzhaf es schaffte, nicht einen einzigen Auftritt verletzungsbedingt zu versäumen. Das ist in einem Beruf, in dem das Verletzungsrisiko so hoch ist, dass es quasi dazu gehört, wirklich beachtenswert.

Das solide Körpergefühl, das Wissen um die eigenen Grenzen, war dabei hilfreich.

Banzhaf kam derweil nicht von der Kinderballettschule, wie die meisten Profis, sondern – was indes auch immer häufiger der Fall ist bei den Leistungskünstlern – vom Sport.

Er wuchs auf dem Land auf, am Bodensee. Früh zeigte sich sein Sporttalent. Leichtathletik wurde sein Lebensressort, bis er über ein Musical im Schultheater zum Tanz kam. Zum Ballett!

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Schlussapplaus vom 1.3.2017 aus der Komischen Oper Berlin, das Staatsballett Berlin mit Michael Banzhaf und Kolleginnen und Kollegen. Foto: Gisela Sonnenburg

Immerhin schon 15 Jahre alt war er da – ein Alter, in dem der Körper gerade noch genügend Formbarkeit hat, um sich auf Ballett fürs Profidasein einzustellen. Und Michael lernte rasant…

Konstanze Vernon, die damalige Münchner Ballettdoyenne, nahm ihn im Alter von 17 Jahren in die Heinz-Bosl-Stiftung auf. Von dort ging er nach Ausbildungsende 1998 nach Berlin, die Staatsoper Unter den Linden gab ihm einen Anfängervertrag.

Und schon nach einem Jahr tanzte er ein Solo, im „Lindentraum“ von Uwe Scholz – ein motivierender Karrierebeginn.

Bis zum „Daphne-Preis“, der ihm (rechtzeitig!) 2006 von der Berliner Theatergemeinde verliehen wurde, war es aber noch weit…

Viele Choreografen kamen und gingen, und Michael Banzhaf tanzte fleißig jeden Tag sein Training und jede Rolle, die man ihm gab. Dazu muss man wissen:

Banzhaf ist jemand, der nicht aufgibt, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt – und der nicht selbstzufrieden in Routine verfällt, wenn die Dinge gut sitzen und man dem Erfolgsbonus nach einfach mal nur Lorbeeren einheimsen könnte.

Das macht auch die Vorstellungen mit ihm so spannend: dass er jedes Mal neu dem Kampf um eine möglichst berührende Darstellung in Angriff nimmt.

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Michael Banzhaf, Solist, Staatsballett Berlin: in Maurice Béjarts „Ring um den Ring“ – eine Erbauung! Foto: Enrico Nawrath

Michael Banzhaf, der Meisterballerino, er ist als Tänzer zudem ein Spezialist für besondere Aufgaben, stets verlieh er seinen Partien einen besonderen Biss, eine besondere Note, die andere Ballerinen nicht hineinzutragen vermocht hätten.

Zwei Rollen sind dabei vor allen anderen zu nennen:

Da ist zunächst Siegfried in Maurice Béjarts „Ring um den Ring“: als solcher sprang Banzhaf quicklebendig und doch so erwartungsvoll, wie man als Jungspund nur sein kann, über die Bühne. Die moderne, auf der Klassik aufbauende Körpersprache von Béjart kam ihm dabei entgegen. Ein bisschen wirkte er als Siegfried wie der junge Gerard Dépardieu… Der perfekte Jungmann!

Béjart, das große choreografische Genie aus Frankreich, der damals schon seine Compagnie in der Schweiz hatte, wählte den jungen Michael für diese Partie in der Berliner Wiederaufnahme selbst aus – und studierte sie auch mit ihm ein.

Ein Erweckungserlebnis für Banzhaf: „Béjart gab mir das Selbstwertgefühl für die wirklich großen Rollen, für die letzten Schritte, die man in der künstlerischen Entwicklung gehen muss, um als Solist mit einer wichtigen Aufgabe zu bestehen.“

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Nacho Duato hielt seine Rede auf Michael Banzhaf auf deutsch, also in der Muttersprache des Geehrten – und die Situation war sehr rührend! Foto: Gisela Sonnenburg

Auf den glamourösen Gala-Quickie als Lebensinhalt hatte Banzhaf denn auch nie geschielt. Vielmehr zählt bei ihm stets die Arbeit am Inhalt, ihm kommt es auf die innere Leistung an, die nur in ihrer äußersten Schicht jene Brillanz aufweist, die alle sehen, die es aber auch in den Tiefen darunter geben muss, damit Tanzkunst nicht oberflächlich ist.

Diese Intensität gelang Michael Banzhaf, ganz jung, auch als lyrischer Lenski in John Crankos „Onegin“.

Die zweite Rolle seines Lebens war aber eine andere: nämlich die Titelpartie von „Tschaikowsky“ im gleichnamigen Stück von Boris Eifman. In Berlin tanzte bei der Premiere (und auch bei seinem Bühnenabschied) Vladimir Malakhov diese Partie – aber für Banzhaf, der sie sinnlich-konkreter und weniger poetisch anlegte – bedeutete sie sowohl in darstellerischer als auch in intellektueller Hinsicht sehr viel. „Mit keiner anderen Rolle habe ich mich so stark auseinander gesetzt“, gesteht er, zumal das schwierige Leben des homosexuellen Komponisten im zaristischen Russland prägend für die getanzten Fantasien auf ihn war.

Aber auch anderen Partien konnte ein Banzhaf wirklich viel abgewinnen – und sein Publikum somit beglücken.

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Umarmungen gab es satt beim Festakt der Ernennung zum Kammertänzer – ist ja auch ein Ehrentag für Michael Banzhaf gewesen! Foto: Gisela Sonnenburg

So in „Caravaggio“ von Mauro Bigonzetti (bei einer Gala in Rom tanzte Michael Banzhaf jüngst noch einmal mit großem Erfolg in einem „Caravaggio“-Pas de deux), in „Romeo und Julia“ von John Cranko (wo er den Mercutio tanzte), in Crankos „Onegin“ (als Lenski), als Uwe Scholz’ „Feuervogel“, als Giorgio Madias „OZ – the wonderful Wizzard“ (als Zauberer OZ). Außerdem in Stücken von Itzik Galili, William Forsythe, Vladimir Malakhov und natürlich Nacho Duato.

Ballettintendant Nacho Duato, Spanier und ansonsten an das Englisch-Französisch-Gemix aus dem Ballettsaal gewöhnt, sprach denn auch Michael Banzhaf zu Ehren am Abend der Verabschiedung deutsch, erstmals tat er das öffentlich:

„Für dich bleibt der Vorhang noch ein wenig offen“, begann Duato, an Banzhaf gewandt, der bereits mit den Tränen der Rührung kämpfte.

Die Anspielung vom offenen Vorhang bedeutet:

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Michael Banzhaf wird am 3. und 4. Juli 2017 erneut nochmals auf der Bühne stehen und so das Staatsballett Berlin in die Sommerferien bringen. Und zwar en travestie als böse Fee Carabosse in Duatos zauberhafter Inszenierung von „Dornröschen“.

Solche „Nach-Abschiede“ sind im Ballett durchaus üblich geworden, auch Beatrice Knop hat sich damit das Ende des ersten Berufslebens erleichtert.

„Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, nicht mehr Tänzer zu sein“, sagte mir denn auch Michael Banzhaf im Interview: „Am eigenen Leib erfahren werde ich es wohl erst, wenn ich den Garderobenschlüssel abgegeben habe.“

Hat er sich schon Gedanken über sein Leben danach gemacht?

Natürlich. Aber: „Ich lasse das langsam angehen. Ich möchte neue Türen öffnen, etwas Neues aufnehmen.“ Der künftige Beruf soll eine Bedingung erfüllen: „Es soll etwas sein, das ich mit Leidenschaft ausüben kann.“

Und da ist bislang für ihn nur ein Feld denkbar: „Das Theater ist mein Leben“, sagt Banzhaf, und darum wird er sich wohl in Richtung Theatermanagement umsehen. Die Erfahrungen, die er in der Ballettwelt machte, bleiben ihm ja in jedem Fall erhalten – und sind ein sicherer Schatz, sich in neue berufliche Verhältnisse einzufinden.

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Wir werden ihn vermissen! Michael Banzhaf – ein meisterlicher Tänzer mit viel Kraft für Charakter. Hier bei seinem Bühnenabschied in der Komischen Oper am 1.3.2017. Foto: Gisela Sonnenburg

Sein langjähriger Partner, ein Fernsehredakteur, und Banzhafs süddeutsche Familie freuen sich derweil darauf, mit dem fleißigen Körperkünstler in der Übergangszeit endlich auch mal etwas mehr Zeit verbringen zu können.

Die komplizierte Vokabel „Transition“ liegt dennoch für Michael Banzhaf gefühlt in weiter Ferne.

Seine Ansprache ans Publikum anlässlich seiner späten Kammertänzerwerdung war jedenfalls sehr inspiriert und noch ganz erfüllt von seinem Dasein als Künstler.

„Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen.“ Dieses Zitat aus dem „Rosenkavalier“ nannte er als sein (neues) Lebensmotto.

Für seine Kollegen fand er die schönen Worte: „Es war eine große Ehre, mit Euch all die Jahre auf der Bühne zu stehen.“

Michael Banzhaf wird verabschiedet

Noch ein Blick auf den Schlussapplaus am 1.3.2017 in der Komischen Oper, zur Verabschiedung von Michael Banzhaf vom Staatsballett Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Und ans Publikum richtete er die Bitte: „Den Tänzern zuzuhören, wenn sie ihre Stimmen erheben.“

Das war in letzter Zeit allerdings selten der Fall; der Protest gegen Sasha Waltz, die ab 2019 in Berlin als Ballettintendantin zusammen mit Johannes Öhman wirken soll, ist nach kurzem, dramatischen Aufflammen praktisch ganz erloschen.

Dafür versammelten die Berliner Tänzer sich jetzt auf der Bühne der Komischen Oper, applaudierten „ihrem“ Michael Banzhaf und überreichten ihm einen von vielen Blumensträußen.

Bis es aus dem Schnürboden rote Blüten auf Michael Banzhaf herabregnete, und der tosende Applaus wollte kein Ende nehmen.

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Michael Banzhaf mit Shoko Nakamura und Vladimir Malakhov in der DVD zu „Caravaggio“, die bei Arthaus Musik erschien. Videostill: Gisela Sonnenburg

Rund eine halbe Stunde dauerte die Zeremonie, von der man das Nachdenken über die Veränderbarkeit des Lebens tief im Herzen mit nachhause nehmen konnte.
Gisela Sonnenburg

Empfehlenswert zur Erinnerung: Die DVD „Caravaggio“, Arthaus Musik (www.ballett-journal.de/ballett-dvds-neumeier-duato-bigonzetti/)

 www.staatsballett.de

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